Kinder gelten vielen Erwachsenen als das Märchenpublikum schlechthin. Dabei ist diese uns so selbstverständlich erscheinende Einordnung von Volksmärchen als Kinderliteratur ein eher junges Phänomen, ursprünglich wurden Märchen von Erwachsenen für Erwachsene erzählt.
Während der Sommer dafür genutzt wurde auf dem Feld zu arbeiten, wurden im Winter spannende, lustige und auch schaurige Geschichten erzählt. Wie heutzutage die interessantesten Nachricht in sozialen Netzwerken geteilt werden, so wurden sie früher am Stammtisch von Erwachsenen weitererzählt und verbreiteten sich so über Generationen und Ortschaften hinweg.
Zur Kinderliteratur wurden Märchen grob gesagt mit dem Aufschreiben und der Erscheinung der »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm. Dieser Vorgang war an spezifische gesellschaftliche und historische Veränderungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebunden, im Zuge dessen sich unser heutiges Familien- und Kindheitsbild herauszubilden begann.
Es ist nie zu spät eine glückliche Kindheit zu haben (Ben Furmann)
Innerhalb dieses Prozesses wurde das Volksmärchen als Erziehungsmittel entdeckt und seitdem für die unterschiedlichsten pädagogischen Ziele instrumentalisiert. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Märchen überhaupt »kindgerecht« sind, und wenn ja, was an ihnen sie für Kinder so geeignet und bedeutsam macht.
Da Volksmärchen, wie zuvor beschrieben, grundsätzliche menschliche Lebenserfahrungen aufgreifen, greifen sie auch die der Kinder auf. Kinder können sich ebenso wie Erwachsene im Volksmärchen wiederfinden. Doch die Bedeutung von Märchen für Kinder geht noch weiter, und zwar sowohl auf der formalen und wie auf der inhaltlichen Ebene.
Das Anhören eines Märchens und das Aufnehmen seiner Bilder kann mit dem Ausstreuen von Samen verglichen werden, von dem nur ein Teil im Gemüt des Kindes Wurzeln schlägt. Einige Samenkörner fallen unmittelbar in sein Bewusstsein, andere setzen unbewusste Vorgänge frei. Weitere müssen lange Zeit ruhen, bis das kindliche Gemüt so weit ist, dass sie keimen können; viele bleiben ganz ohne Wirkung. Die Samenkörner aber, die auf fruchtbaren Boden fallen, wachsen zu schönen Blumen und kräftigen Bäumen − sie bestärken wichtige Gefühle, vermitteln Einsichten, nähren Hoffnungen und bewältigen Ängste −, und damit bereichern sie das Leben des Kindes in der jeweiligen Zeit und für immer.
In dem Märchenbuch „Ein Koffer voller Märchen“ geht Frau Sabine Lutkat in der Einleitung weiter darauf ein, welche Rolle Märchen für Kinder spielen.
Märchen speziell für Kinder
Das Märchenbuch: Ein Koffer voller Märchen – zum Erzählen und Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren von Sabine Lutkat (HG.)
Diese Märchensammlung handelt „Vom Mut, das Leben zu wagen“, ausgewählt aus dem riesigen Schatz der Märchen aus aller Welt und ist geeignet für Kinder ab 4 Jahren bis weit hinein ins Grundschulalter. Sie richtet sich an alle Märchenliebhaber, aber besonders an Menschen, die Volksmärchen an Kinder weitergeben möchten, sei es durch Vorlesen oder Erzählen, beruflich oder privat.
Begeben Sie sich zusammen auf die Reise ins Land der Märchen – der Koffer ist gepackt – und Sie werden bereichert zurückkommen.
Kindern Märchen nahezubringen ist wie eine Reise: Man begibt sich zusammen in ein Land der Wunder und Möglichkeiten, erlebt Abenteuer und Gefahren, löst Probleme, und am Ende kommt man nach gelungener Ausfahrt zurück aus dem Reich der Märchen ins Hier und Jetzt, gestärkt, genährt, glücklich. (Sabine Lutkat)
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Märchen speziell für Erwachsene
Das Märchenbuch: Märchen für die Seele – zum Erzählen und Vorlesen von Heinrich Dickerhoff und Harlinda Lox (HG.)
Wir wissen alle was gemeint ist, wenn jemand sagt, etwas täte ihm in der Seele weh, oder er habe einen Seelenverwandten getroffen oder seinen Seelenfrieden gefunden. Die Seele hat es zu tun mit der unsichtbaren Innenseite, die mit unserem leibhaftigen Leben zwar untrennbar verbunden ist, aber doch davon zu unterscheiden. Sie wird berührt von unseren tiefen eigenen Erfahrungen wie Liebe und Trauer, Scham und Zorn, Stolz und Angst. Aber auch die Erfahrung anderer kann unsere Seele berühren und rühren.
Dennoch sind Märchen kein Heilmittel für die Seele, kein Rezept für ein glückliches Leben. Sie geben mir nicht konkret vor, was ist tun soll. Aber sie machen mir in ihren Bildern Mut, mein Leben zu wagen. Sie können wach und ans Licht rufen, was schon in mir schlummert, können mir – wie alle berührende Kunst und alle menschenfreundliche Religion – helfen, innere Sinn-Reserven zu erschließen.
So sind die Märchen weit weniger ein Fernglas, mit dem wir in längst vergangene Zeiten schauen, als ein Spiegel, in dem wir uns und unsere Seele betrachten können.
Dieses Märchenbuch wurde in Zusammenarbeit mit der europäischen Märchengesellschaft herausgegeben und enthält die schönsten Märchen für die Seele.
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Das Märchenbuch: Erotische Märchen aus Japan – zum Erzählen und Vorlesen von Rotraud Saeki (HG.)
Kraftvolle Bilder, alte Überlieferungen und schmamanische Traditionen prägen diese Yogatari, „Erzählungen am Abend“, wie sie in Japan genannt werden.
Es ist eine Sammlung aus dem südlichen Japan, und sie enthält Märchen, in denen es um das Thema geht, das für die meisten Menschen außerordentlich wichtig ist.
Es wird von der Liebe und ihren Begleiterscheinungen, die sich als Schicksal, Rache, Treue und Sehnsucht manifestieren können, berichtet.
Dieser Band ist somit eine Kollektion von „Gute-Nacht-Geschichten für Erwachsene“.
Saeki, Rotraud
Deutsche Erstausgabe
Hardcover, m. Fadenheftung & Lesebändchen
14 cm x 21,5 cm, 192 S.
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